Die Finanzwelt hält zahlreiche Finanzierungsmodelle für verschiedene Berufsgruppen zur Auswahl bereit. So auch für Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes.
Vor allem sie bekleiden eine besondere Berufsposition in puncto Finanzierungen. Erfahren Sie in unserem Ratgeber, welche Finanzierungsmodelle für Sie als Beamter oder Angestellter im öffentlichen Dienst zur Verfügung stehen und alles, was Sie darüber wissen sollten.
Darlehen für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst
Bei Darlehen profitieren besonders Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes durch vorteilhaftere Bedingungen, wie beispielsweise geringere Zinsen und Monatsraten. Bei einem Beamtendarlehen handelt es sich um eine besondere Kreditform, die nicht ausschließlich für Beamte angeboten wird, sondern auch für Angestellte im Öffentlichen Dienst, zu denen unter anderem zählen:
- Stadtangestellte
- Richter und Staatsanwälte
- Bundeswehrangehörige
- Beamte auf Lebenszeit, Probe oder als Anwärter
- Je nach Anbieter auch Akademiker und/oder langjährig beschäftige Festangestellte in der tarifgebundenen Privatwirtschaft
Bedingungen
Um ein Beamtendarlehen erhalten zu können, haben Sie verschiedene Bedingungen zu erfüllen. Diese unterscheiden sich teilweise deutlich von der Aufnahme eines herkömmlichen Darlehens.
Alter des Antragsstellers für ein Beamtendarlehen
Das Mindestalter zum Erhalt eines Beamtendarlehens beträgt 18 Jahre. Anders als bei den „normalen“ Kreditangeboten, können Darlehnsnehmer auch noch im höheren Alter von dem Beamtendarlehn profitieren. In den meisten Fällen lehnen Kreditinstitute Darlehensanträge bereits weit vor dem Renteneintritt ab. Dabei kommt es zwar auf die finanzielle Bonität des Antragstellers sowie auf die gewünschte Kreditsumme an, aber häufig werden Kreditanträge ab Anfang/Mitte 50 nicht mehr bearbeitet. Wenngleich von einem maximalen Kreditalter von 70 Jahren gesprochen wird, so entscheiden Banken und andere Finanzierungsinstitute immer häufiger dagegen, weil die zu erwartenden, bevorstehenden Renten vielfach ein zu hohes Risiko für Kreditgeber darstellen.
Anders sieht es mit dem Beamtenkredit aus. Angestellte aus dem öffentlichen Dienst und Gutverdiener mit sicherer Rente aus der Privatwirtschaft erhalten meist problemlos eine Darlehensbewilligung bis zu ihrem 68. Lebensjahr – vorausgesetzt eine entsprechende Bonität ist gegeben. Bei Beamten liegt das maximale Alter bei Eintritt ins 76. Lebensjahr.
Schuldenfreiheit
Haben Sie bei Antragsstellung eines Beamtendarlehens einen anderen Kredit noch nicht zurückgezahlt, ist dieser zur Genehmigung des Beamtendarlehens erst vollständig zu tilgen. Das können Sie direkt über das gewünschte Beamtendarlehen vornehmen, indem davon Geld für die Umschuldung verwendet wird. Ausnahmen könnten unter bestimmten Gegebenheiten bei Zahlungsverpflichtungen für Fahrzeug-Finanzierungen oder Leasing-Verträge bestehen.
Wohnsitz
Der Wohnsitz des Antragsstellers hat sich innerhalb Deutschlands zu befinden. Dazu reicht keine bloße Anschrift. Der Antragsteller hat seinen dauernden Wohnsitz in Deutschland zu besitzen. Das heißt, er muss mindestens die Hälfte des Jahres dort wohnen. Sollten Sie beispielsweise von September bis Mai auf Teneriffa „überwintern“, entfällt Deutschland als dauerhafter Wohnsitz und ein Beamtendarlehen wäre nicht genehmigungswürdig.
Kontoverbindung und Schufa
Ein Konto an einer in Deutschland befindlichen Bank ist unerlässlich für ein Beamtendarlehen, von dem das kreditgebende Institut die monatlichen Raten einziehen kann. Zudem wird mit der Antragsstellung für die Bearbeitung eine Schufa-Auskunft eingeholt. Hier ist ein positiver Schufa-Eintrag als Bonitätsgewährleistung zwingend erforderlich.
Sicherheiten
Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst sind nahezu unkündbar. Dadurch gelten ihr Einkommen und ihre Rente als gesichert. Deshalb werden Sicherheiten für Beamtendarlehnsabschlüsse in der Regel nicht erforderlich, wie beispielsweise Dienstunfähigkeits- oder Lebensversicherungen, die bei „normalen“ Krediten üblich sind.
Verwendungszwecke
Während „normale“ Kredite meist an einen Verwendungszweck gebunden sind und dieser deshalb bei Antragstellung anzugeben ist, entfällt dies beim Beamtendarlehen. Sie können als Berechtigter eines Beamtendarlehens ohne Angaben des Verwendungszwecks Geld aufnehmen und für eine oder mehrere Verwendungen ausgeben, wie beispielsweise für:
- Hausrenovierungen und -sanierungen
- Autokauf
- Unterstützung der Kinder oder Enkelkinder
- Umschuldungen
- Urlaub
- Umzug
- Wohnungseinrichtung
Arbeitgeberdarlehen
Eine weitere Option unter den Finanzierungsmodellen für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst ist das Arbeitgeberdarlehen. Es gibt im öffentlichen Dienst einige Arbeitgeber, die an Mitarbeiter Kredite vergeben. Das ist in der Regel zwar nur in Ausnahmefällen vorgesehen, aber es ist dennoch eine Möglichkeit, wie beispielsweise bei der Bundeswehr.
Die Arbeitgeberkredite können zu unterschiedlichen Konditionen und für verschiedene Zwecke gewährt werden. Die Basis für ein Arbeitgeberdarlehen bildet das Gehalt. Von diesem wird automatisch die vereinbarte Rückzahlung monatlich einbehalten.
Vor- und Nachteile eines Arbeitgeberdarlehens
Sie profitieren als Angestellter oder Beamter im öffentlichen Dienst von niedrigen oder keinen Darlehenszinsen. Im Gegenzug sind Sie an den Arbeitgeber gebunden, der häufig genau deshalb einem Arbeitgeberkredit zustimmt. Aber auch die Unterstützung bei finanziellen Belastungen steht bei Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes meist im Fokus, damit Mitarbeiter sorgenfreier sowie vertrauenswürdig ihren beruflichen Aufgaben nachkommen können.
Zudem ist der Kreditzugang unkomplizierter und einfacher als bei Kreditinstituten. Der Arbeitgeber erhält über die Personalabteilungen direkten, schnellen Zugang zu den erforderlichen Daten und Informationen des Mitarbeiters. Überwiegend bedarf es lediglich einer Auflistung Ihrer privaten Ausgaben. Die Schufa-Abfrage nimmt gegebenenfalls keinen besonderen Stellenwert ein, denn der Arbeitgeber sitzt in jedem Fall immer am „längeren Hebel“ durch den Gehaltsanspruch des Mitarbeiter-Kreditnehmers.
Aber Sie begeben sich in eine Art Arbeitgeberabhängigkeit, denn Sie schulden Ihrem Arbeitgeber einen Teil Ihres Verdienstes, den Sie dementsprechend auch zu erwirtschaften haben. Einfach zu kündigen, ohne Sicherheiten durch ein Gehalt eines neuen Arbeitgebers, könnte Sie nicht nur in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Außerdem sind Arbeitgeberdarlehen in der Regel nicht in Höhen wie beim Beamtenkredit zu erhalten. Sie sind meist stark beschränkt und nur über die Höhe von wenigen Monatsgehältern erhältlich.
Einer weiterer Nachteil liegt in der möglichen Besteuerung, wenn Sie einen zinsfreien Arbeitgeberkredit erhalten. Dies könnte als geldwerter Vorteil angesehen werden, den Sie dementsprechend zu versteuern haben. Zudem sollten Sie sich bewusst darüber sein, dass Sie Ihrem Arbeitgeber Einsicht in Ihre finanzielle Situation gewähren. Dadurch lassen Sie Ihren Arbeitgeber zum Teil in Ihre Privatsphäre eintreten, was durchaus zu Beeinträchtigungen im Berufsalltag führen kann.
Der Autokredit
Auch in der Fahrzeugbranche können Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes häufig besondere Autokredite genießen, die über die Hausbanken der Autohäuser oder den Fahrzeughersteller erhältlich sind. Hierbei handelt es sich um den bereits beschriebenen Beamtenkredit, der sich allerdings rein auf den Autokauf bezieht und deshalb häufig als Beamten-Autokredit bezeichnet wird.
Sie erhalten als Beamter oder Angestellter des öffentlichen Dienstes dieselben Vorteile von niedrigeren Zinsen bis zu langen Kreditlaufzeiten, wie beim Beamtenkredit ohne Verwendungszweck. Lediglich kann die Voraussetzung der Schuldenfreiheit beim Autokredit anders gehandhabt werden. In der Regel wird auf die Schuldenfreiheit von Autohäusern und Fahrzeugherstellern verzichtet, wenn Ihre Bonität dadurch nicht gefährdet oder sogar als negativ einzustufen ist.
Ein zusätzlicher Vorteil des Beamten-Autokaufs ist, dass Sie sich um nichts kümmern müssen. Außer die erforderlichen Dokumente einzureichen, wie beispielsweise Arbeitsnachweise und Gehaltsabrechnungen, können Sie die gesamte Finanzierungsbearbeitung dem Autohaus beziehungsweise dem Fahrzeughersteller überlassen. In der Regel fallen für Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes auch die übliche Bearbeitungsgebühren weg.
Fazit
Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes stehen die im Artikel genannten Finanzierungsmodelle zur Auswahl, bei denen sie von zügigeren Abwicklungen, niedrigeren Zinsen und bei Bedarf sehr langen Laufzeiten gegenüber herkömmlichen Krediten deutlich profitieren können. Gesicherte Einkommen durch eine nahezu vorliegende Unkündbarkeit und Rentensicherheit machen es möglich.